Interpretation von Dramenszenen: Hinweise, auf was geachtet werden muss
I. Einführung (Möglichkeiten)
- Versuch einer Einordnung des Auszuges in den Gesamtzusammenhang des Stückes (auch im Schlussteil möglich)
- Eindrücke/Auffälligkeiten zum Ausschnitt, davon ausgehend Thesen zum möglichen Inhalt, der mögl. Aussage des Textes (Rückgriff später bei der Deutung)
- Allgemeines zu Autor und Werk (Bezug zum Text muss gewahrt bleiben)
- Kurze Inhaltsangabe, welche zugleich die inhaltliche Gliederung des Textes deutlich macht
II. Hauptteil
- Personen: Figur, Held, Protagonist/Antagonist bzw. Spieler/Gegenspieler, Hauptfigur/Nebenfigur, Charaktere, Typen - ausgestattet mit mehr oder weniger Macht bzw. echter oder geborgter Autorität - arrangiert und geführt in symmetrischen, komplementären oder kontrastierenden Beziehungen zueinander - als einzelne Personen oder in Gruppen
- Gesprächssituation/-führung: Figuren treten in Sprecherrollen auf, in denen dem Publikum sprachliches und außersprachliches Verhalten vorgeführt wird. Sprechhandlungen dabei wichtig in Form von Dialogen oder Monologen. Bei Dialogen vor allem zu ermitteln: Sprechziele, Sprechmotive, äußere und innere Sprechsituation, Art der Kommunikation. Wichtige Textsignale hierbei: Wendepunkte im Gesprächsverlauf, Störungen, Unterbrechungen, Erfolg oder Misserfolg der Kommunikation. Figuren charakterisieren sich durch Art ihrer Rede selbst und werden durch Gegenrede charakterisiert. Monologe geben dem Publikum Einblick in das Innenleben der Figuren (Gedanken, Gefühle etc.)
- Ort/Raum: Einheit bzw. Wechsel von Ort und Raum, Überbrückung der Räumlichkeit und ihrer Grenzen (z. B. durch Botenbericht und Mauerschau); innerer und äußerer Raum; realer, symbolischer Raum (z. B. gotisches Zimmer von Faust ist Arbeitszimmer und "Kerker" zugleich)
- Zeit und Zeitablauf: Bestimmter bzw. unbestimmter Zeitpunkt, -raum; Kontinuität des zeitlichen Ablaufs bzw. Zeitsprünge und Diskontinuität; Symbolik der Zeitpunkte und Zeiträume; Überbrückung von Zeiträumen durch Bericht und andere Formen (Spiel im Spiel)
- Handlung, Handlungsführung: Zentrale Handlung, Nebenhandlung, Handlungsstränge; Zentraler Konflikt, Konfliktentwicklung, Partei- und Koalitionsbildung, Intrige, Konfrontation (im Gespräch, vor Gericht, im Duell etc.); Spannungserzeugung, Spannungsführung, Spannungssteigerung (erregende Momente), Höhepunkt/Klimax, Spannungsverzögerung (retardierende Momente), Spannungsabfall, Spannungslösung
- Sprachliche Mittel:
- Chor, epischer Bericht, Dialog, Monolog
- Stilebene, Register; rhetorische Figuren; Vers/Metrum, Prosa
- Bühnen-/Standartsprache, Sprache des Alltags; regionale bzw. soziale Dialektfärbung
- Redestrategien; Rede-/Gegenrede, beiseite reden, aneinander vorbeireden; Redepause
- Tempo und Rhythmisierung: betonen/hervorheben, verlangsamen, beschleunigen, herauf- bzw. herunterspielen
- Nicht-/außersprachliche Mittel:
- Personen: Kostüme, Maske; Pantomime, Mimik; Choreografie
- Raum: Schauplatz, Szenerie: Bühnenbild, Requisiten
- Atmosphäre: Licht, Beleuchtung, Klänge, Musik
- Deutung: Einzelbeobachtungen werden zusammengeführt und in einen sinnvollen Zusammenhang gesetzt. Wichtig hierbei ist, dass mehrdeutige oder wenig ausgeführte Stellen des Dramas im Kontext plausibel erklärt werden. Wichtig ist auch der Versuch der Darstellung der Wirkungsabsicht der Figuren bzw. des Autors mit plausiblen Argumenten und Beispielen.
- Stellungnahme: Bezieht sich auf ein Problem inhaltlicher oder formaler bzw. sprachlicher Natur. Wichtig: das Problem muss strittig sein (ansonsten ist es kein Problem) und die Argumentation für die eigene Position soll logisch, nachvollziehbar und möglichst tiefgründig sein (z. B. sollte auch Hintergrundwissen deutlich werden).
III Schluss
- Zusammenfassung der Ergebnisse; Ausblick (Wie könnte es weitergehen?)
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