Wie lernt man alles Wichtige über eine Epoche?
Grundüberlegungen zum Begriff der Epoche
- Epochen sind Kategorien, Ordnungsfaktoren, um die vergangene Zeit zu strukturieren.
- Denn die Kulturerzeugnisse (Literatur, Kunst, Musik, Philosophie) existieren in der Zeit und müssen historisch betrachtet werden. (Anders als die Naturwissenschaften; die untersuchen Gegenstände, die so sind, wie sie sind; Ausnahmen gibt es.)
- Entscheidend: Jede Epoche ist "unmittelbar zu Gott". (Ranke) D.h., wir müssen uns bemühen, sie in ihrem Eigenwert zu verstehen; wir dürfen sie nicht aus unserer Perspektive beurteilen.
- Epochen gibt es nicht in Reinkultur; sie sind fast immer Konstruktionen im Rückblick. Es gibt die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" bzw. die "Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen"; d.h. dass in der Romantik immer noch Klassisches mitspielt bzw. bestimmte Leute nicht auf der Höhe der Zeit sind und sich auf ihre alten Tage nicht mehr ändern; andererseits gibt es auch schon Leute, die in prophetischer Manier Elemente späterer Epochen vorwegnehmen.
- Immer besteht das Problem, dass der Einzeltext nicht genügend erfasst wird, wenn er unter der Perspektive der Epoche betrachtet wird; aber das Problem besteht allgemein bei wissenschaftlichen Begriffen.
Zu folgenden Fragen sollen Antworten gegeben werden können, wenn von einer Epoche die Rede ist:>
- Name der Epoche; Etymologie des Begriffs
- Zeitliche Einordnung
- Sozialgeschichtlicher Kontext, wichtige Politiker, Wissenschaftler, Denker ...
- Wichtige Autoren mit ihren Werken; paradigmatische (= Muster-)Texte
- Anknüpfungspunkte der Epoche in der Literaturgeschichte
- Inhaltliche Merkmale der Literatur der Epoche: Bevorzugte Themen, Motive ...
- Formale Merkmale der Literatur der Epoche: Bevorzugte Gattungen, sprachliche Besonderheiten ...
- Wirkungsabsicht der Literatur der Epoche
- Fortwirkung der epochenspezifischen Merkmale (Rezeptionsgeschichte)
|