Da sind auf der einen Seite diese eindringlichen Schilderungen der Gewalttaten an den Indios, der Raubzüge und Zerstörungen und Morde und Vergewaltigungen. Diese unglaublich niederschmetternde Darstellung der Ausrottung von bunten Vögeln, die Smaragden gleich die Herrlichkeit Gottes auf den paradiesischen Inseln der Karibik verkündet hätten, ausgerottet, weil sie dem Klagelaut ihrer Artgenossen nicht hätten ausweichen können. Diese konzisen Auszüge aus Las Casas kurzgefasstem Bericht von den Zerstörung in der Karibik.
Und da ist auf der anderen Seite dieser Wortwechsel vor dem Kaiser, dessen Wichtigkeit Satz für Satz in die Seele springt, weil er die Tagesschau von gestern Abend auf höchstem Niveau kommentiert. Der Realpolitiker, der ganz genau weiß, dass erst die Macht kommt, die Ordnung und die Gewalt, bevor Seelen für Gott gewonnen werden können. Und das Mönchlein, das für das göttliche Recht streitet, für die Würde des Menschen und den Wert der Seele jedes einzelnen.
Und die Folie, vor der dies alles geschrieben wurde: Das Nazi-Regime, das eben diese Gewaltverbrechen wieder auf das Schuldkonto der Deutschen einzahlte.
Ein beeindruckender Text, bloß das Ende ist verstörend, weil es eine Hoffnung lässt. Da ist der zornige junge Hans Magnus Enzensberger in seinem Nachwort zu Las Casas‘ Bericht eher nachvollziehbar.