Musteraufsätze: Einige grundsätzliche Bemerkungen vorneweg. Damit keine Klagen kommen.

Meine lieben SchülerInnen,

es sei problematisch, Musteraufsätze vorzulegen: Das werden Ihnen die meisten Deutschlehrer sagen, und Sie werden, auch wenn Sie auf Knien darum bitten, keine Musterinterpretationen bekommen. Man begründet das dann so, dass man Ihre Kreativität nicht einschränken wolle oder dass man gerade kein passendes Beispiel zur Hand habe und was dergleichen Ausflüchte mehr sind.

Ich tu's aber trotzdem. Ich gebe Ihnen Musteraufsätze. Ich habe nämlich ganz zufällig ein paar Beispiele zur Hand, weil ich sie extra aufgehoben oder verfasst habe; und ich habe vor allem keine Angst, dass jemand ankommt und sagt, was ich geschrieben hätte, sei Unfug. Soll er doch. Soll er's doch besser machen. Ich wäre begeistert. Ich würde seinen tollen Text nehmen und ihn in Zukunft nachzumachen versuchen.

Ich tu's deshalb, weil ich gemerkt habe, dass die meisten von Ihnen sie sehr dankbar aufnehmen. Denn Sie sind ja nicht blöd: Vor das Kreativ-Sein haben die Götter das Nach-Machen gesetzt, phylogenetisch wie ontogenetisch. Von Goethe ist bekannt, dass er in seinen jungen Jahren unendlich viel Gedichte gelesen und ab-, um- und neugeschrieben hat, bevor er zu seiner eigenen lyrischen Sprache fand. Die war dann so gut, dass die Leute es sich nur damit erklären konnten, dass er ein Genie war, der alles aus sich selbst herausgeholt hatte. Irrtum! Er hat nur von dem, was er vorfand, am besten verstanden, was zu verbessern war. Genauso Mozart: Der hat schon im Bauch seiner Mutter all die Flötentone beigebracht bekommen, die sein Vater den ganzen Tag über von sich gab. Dann hat er selbst Musik nachgemacht, zugegeben in sehr jungem Alter und zugegeben sehr gut, aber das ändert nichts daran, dass er seine eigenen Melodien erst danach geschrieben hat.

Deshalb, damit Sie die Möglichkeit haben, halbwegs geglückte Beispiele von Schulaufsätzen nachzumachen (dafür lege ich meine Hand ins Feuer: alle Beispiele sind mindestens halbwegs geglückt), also deshalb stelle sich diese Texte von mir und meinen Schülern ins Netz.

Seien Sie aber bitte nachsichtig mit den Texten hier auf meinen Seiten: Wir (meine Mitarbeiter und ich) haben sie im Tagesgeschäft geschrieben, also unter genau den gleichen Zwängen wie Sie als Schüler, wenn Sie Hausaufgaben anfertigen. Sie dürfen unsere Texte deshalb nicht mit den Erzeugnissen der großen Stilmeister auf eine Stufe stellen.

Goethe sind wir alle nicht, das geben wir zu.

In diesem Sinne, Ihr