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Aufgabe: Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurde Schillers Lied von der Glocke von praktisch allen deutschen Schülern auswendig gelernt. Erklären Sie die Gründe dafür und nehmen Sie aus heutiger Sicht Stellung dazu. Johann Christoph Friedrich von Schiller ist ein Vertreter der Klassik (1786-1810). 1799 schreibt er eine sehr bekannte Ballade: Das Lied von der Glocke. Dieses Gedicht findet bei den Menschen so großen Anklang, dass es bis weit ins 20. Jahrhundert auswendig gelernt wird. Welche Gründe gibt es dafür, oder ist es nur Zufall, dass Das Lied von der Glocke in geradezu jedem Lehrplan der damaligen Zeit auftaucht? Gibt es Gedichte, die in der heutigen Zeit die gleiche Wirkung haben? Wenn nicht, warum gibt es sie nicht? Schiller rühmt in seinem 30-strophigen Gedicht die Menschen, ihren Optimismus und den Zusammenhalt im bürgerlichen Leben. 1789, in der französischen. Revolution, gibt es keinen Zusammenhalt in der Bevölkerung, denn er und das Leben des Volkes sind völlig zerrüttet. Die Menschen wissen 1799 noch genau, dass die Franzosen sich 10 Jahre zuvor nur gegenseitig bekriegt haben. Sie werden in Schillers Gedicht daran erinnert und gleichzeitig dafür gelobt, dass sie versuchen alle Menschen wieder zu zivilisieren, indem sie sie "zu sanften Sitten" (V. 307) erziehen. Das gefällt dem Volk. Sie merken daran einen Fortschritt. Nach der französischen Revolution wissen die Menschen schon gar nicht mehr, wer oder was sie eigentlich sind. Doch Schiller schafft es, die Vielschichtigkeit und Totalität der Gesellschaft zu beschreiben. Das Volk liebt Schillers Ballade, denn es kann sich mit ihr identifizieren. Die Menschen warten regelrecht auf jemanden, der sie versteht. Schiller versteht sie, denn sein Gedicht entspricht voll und ganz den Grundeinstellungen und Wertungen des Volkes in dieser Zeit. Sie wollen jemanden, der sie "an die Hand nimmt" und sagt: Tausend fleißge Hände regen, Wenn ihr also zusammen arbeitet, solange ihr nicht gegeneinander, sondern miteinander lebt und handelt, könnt ihr etwas schaffen: Genau diese "frohe Botschaft" übermittelt Schiller in seinem Lied von der Glocke. Er zeigt den Bürgern, dass man "Hand in Hand" leben soll, um etwas zu erschaffen. Er beweist oder untermauert das, indem er anhand der Herstellung einer Glocke deutlich macht, dass diese Leistung nicht eine Person allein erbringen kann, sondern nur in Zusammenarbeit mit anderen. Schiller spricht den Menschen förmlich aus der Seele. Ihrer Weltanschauung nach dreht sich das Leben nur ums Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten, denn schließlich wollen sie etwas erreichen im Leben. Da das bürgerliche Streben von Schiller so sehr gelobt wird, kann man fast von einem Epos, also einem Heldengedicht sprechen. Schiller geht auch auf schlechte Eigenarten und Schwächen der Menschen ein, denn: [Der Vater] Das ist Übermut, Hybris - eine der Todsünden. Der Sprecher sieht das nahende Unglück voraus. Schiller beschreibt jedoch weiter, dass sich die Menschen nach einem Unglück wieder aufeinander verlassen sollen. Er verdeutlicht, dass all das Schaffen und Werken der Menschen von den Naturgewalten eingeschränkt ist, denen wir uns beugen müssen, weil wir sie nicht beeinflussen können. Denn alles, Was er bildet, was er schafft, Bei allen Unglücken und in allen Lebenslagen soll man nicht nur an sich denken, sondern an das, was wirklich wichtig ist, die Liebe und den Zusammenhalt. Die Menschen sind einfach nur fasziniert, wie Schiller es schafft ihre Gedanken und ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Genau aus diesem Grund sind sie so vernarrt in Schillers Gedicht. Schiller stellt anhand des Symbols einer Glocke den bürgerlichen Zusammenhalt, den Optimismus und die scheinbar unerschöpfliche Kraft der Menschen dar. Die Menschen leben nach der von Schiller benannte, beschriebenen und gelobten Ideologie, die sie natürlich auch an ihre Kinder weiter geben möchten, denn die Kinder sollen lernen, wie man ein bürgerliches Leben führen muss. Die Lehrer bzw. die Leute, die entscheiden, dass Schillers Lied von der Glocke auswendig zu lernen ist, wissen dies. Wie kann man den Schülern also die Weltanschauung besser nahe bringen, als dass man sie eine Ballade auswendig lernen lässt, die genau dies beschreibt? Und da der Unterricht bzw. die Lehrmethode nicht so trocken und eintönig ist, haben Schüler vielleicht sogar Spaß daran, wenn sie sehen, wie lobenswert das bürgerliche Leben eigentlich ist. Ich denke, heute gibt es Gedichte mit solch riesiger Wirkung nicht mehr, denn einmal gibt es keine Bürgerschicht mehr und zum anderen hat in der heutigen Zeit jeder Mensch seine eigene Ideologie und sein eigene Art sein Leben zu leben und zu gestalten. Im 21. Jahrhundert gibt es niemanden mehr, der sagen kann: So und nicht anders wird ein Leben geführt. Trotzdem denke ich, dass in der heutigen Zeit das Wort "Zusammenhalt" erschreckend klein geschrieben wird. Heutzutage bildet doch jeder seine eigene "Ich-AG" und lebt nach dem Motto: "Jeder ist sich selbst der Nächste". Und ob das so lobenswert ist??? (Verfasserin: Jeanette L., 04/2003, ca. 860 W.) |
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