Gartengedichte

Jan Wagner bekommt den Büchnerpreis, den Preis, der nach dem Verfasser des „Hessischen Landboten“ benannt ist, der jene verrückte Novelle „Lenz“ gegen alle Wohlanständigkeit geschrieben hat, der in „Woyzeck“ den Naturalismus um zwei Generationen überholt hat. Er bekommt den Büchnerpreis für Gartengedichte.

TAUSEND GÄRTNER

Tausend Gärtner lungern um die Stadt
Und hüten das Geheimnis der Hecken.
Sie recken den Stinkefinger steil in den
Himmel und verweisen den Reisenden

Zurück an den Ort, wo der Pfeffer wächst.
Kugeln aus Buchsbaum und Präzisions-
Rasenkanten zeugen von Anstand. Argwohn
Lugt aus dem Pool und geht aus vom

Schlimmsten. Motorsensen kappen, was
Ungefragt wächst. Man hätschelt die
Prächtigen Tulpen und tötet den Giersch.
Die Vögelein schweigen, es ist was im Busch.

Die Quecke aber wartet nur auf das Stichwort
Und der Maulwurf geduldig auf bessere Tage.

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